Historisches rund um den Apfelwein

Bereits vor über 2.000 Jahren entdeckten die Griechen, dass sich aus Obst durch Gärungsprozesse säuerliche Getränke mit berauschender Wirkung herstellen lassen. Und etwas später stellten das wohl auch die Römer fest. Jedenfalls berichtete Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.): „Vinum fit e piris malorumque omnibus generibus“ („Man macht Wein aus Birnen und allen Sorten von Äpfeln“). Und der Ackerbauschriftsteller Palladius beschreibt im 4. Jahrhundert n. Chr. die Zubereitung des Weins aus Birnen. Belegt ist auch, dass die Germanen sich - bereits bevor die Römer kamen - in der Herstellung des Obstweins auskannten. Um eine ordnungsgemäße Herstellung des Sauren Mosts bemühte sich erstmalig Karl der Große 800 n. Chr. Das beweist ein Dokument mit Anweisungen zur Bewirtschaftung seiner Landgüter, in dem der Apfelwein ausdrücklich erwähnt wird.

In Nordspanien stellten die Basken im 11. Jahrhundert die erste richtige Kelter her und gewannen so den Zagardua. Mit der Zeit gelangte er als Cidre auch nach Frankreich. Und Wilhelm der Eroberer brachte ihn als Cider nach Großbritannien (heute sind die Engländer übrigens die größten Apfelweinkelterer Europas).

In Frankfurt, der deutschen Hochburg des Apfelweins, ist er erst um das Jahr 1600 nachgewiesen. Zu dieser Zeit war er noch nicht das Traditionsgetränk dieser Gegend, sondern eher ein minderwertiges Getränk für arme Leute, die den Apfelwein überwiegend in Heimherstellung produzierten. Die Frankfurter bevorzugten damals den hervorragenden Rebenwein der Maingegend. Erst mit dem Verfall der Weinkultur infolge von Klimaveränderungen, militärischen Verwüstungen und der Ausbreitung der aus Amerika eingeschleppten Reblaus begann die Erfolgsgeschichte des Apfelweins als Weinersatz. Die stadtnahen Weinberge wichen Streuobstwiesen und die Winzer und Gärtner widmeten sich vermehrt der Apfelweinproduktion.

Bereits 1638 wurde – im Kampf gegen Panscher und Betrüger – per Ratsverordnung ein strenges Reinheitsgebot festgelegt, an das sich die Apfelweinkelterer noch heute halten müssen. 1754 wurde in Frankfurt die erste Schankerlaubnis erteilt. Bei der Gelegenheit wurde der Apfelwein auch versteuert und strengstens überwacht. Die Gebrüder Freyeisen gründeten 1817 die „Erste Frankfurter Apfelweinkelterei“ und exportierten ihre Produktion in zahlreiche Länder.

Jedoch verlief die Geschichte des Apfelweins nicht immer reibungslos. In beiden Weltkriegen wurde seine Herstellung untersagt. Wegen der Ernährungsnot sollten die Äpfel besser in Konserven aufbewahrt oder zu Saft verarbeitet werden. So lieferten sie ihren Konsumenten wichtige Vitamine. Glücklicherweise bildeten sich jedoch Logen, die sich im Geheimen dem Apfelwein-Kelterverbot widersetzten und die Apfelweintradition aufrechterhielten. So wurde der Apfelwein im Laufe der Geschichte nicht nur zum Kultgetränk in Hessen, sondern in ganz Deutschland und - unter verschiedensten Namen - auch in zahlreichen anderen Ländern.